Networking der Finanzmärkte oder Networking durch die Finanzmarktkrise 2007-2008

Eine sechzehnseitige Chronik der Finanzkrise wurde auf wiwo.de veröffentlicht. Sie liest sich wie ein Handbuch zum Networking. Erhellend sind die Krisen, welche die internationale Verstrickung des Finanzsektors offenlegen. Was sollte demnach beim Networking vermieden werden? Wohin führen die neuen Vernetzungen? Den Artikeln der Chronik folgend skizziere ich einige Netzwerke und deren Veränderungen, soweit sie durch die Artikel zu einer erhellten Blackbox werden.

Die Krise wird in einem Video der OECD von ihrem Chef-Ökonomen Schmidt-Hebbel sehr kurz erklärt durch ein Fehler im Markt für Private Anleger und durch politische Fehler in der Überwachung und Führung dieser Märkte. Eine kritische Videoserie aus den USA finden Sie bei brave new films. Zum G 20 Treffen am 2. April 2009 in London betreibt die Open University ein Forum, zu dem auch 5 Videos die Einschätzungen von Wissenschaftlern und dem Minister David Miliband – nach der Registrierung zum Forum – präsentieren.

Der Beginn der Krise wird im ersten Artikel der Serie auf 2000 Datiert. Ein Datum, das einigen Anlegern und Medienunternehmen noch recht gut in Erinnerung sein dürfte.

Das Jahr, in dem die New-Economy-Bubble geplatzt ist. Viele Aktionäre stellten desillusioniert fest, dass von dem Aufschwung des Internets und den neuen Technologien des IT- und Kommunikations-Bereiches nicht mehr viel übrig ist. Der Tenor war, dass sie ihr Geld in Versprechungen und Prognosen ohne materielle Grundlage gesteckt hatten, in einen Bereich, in dem Erfahrungswerte fehlten und zu hohe Erwartungen dubiose Praktiken ermöglichten. Neue Standards wurden für Aktiengesellschaften eingeführt. Einige Gewinner gingen aus dem Crash hervor wie Google, E-Bay, Amazon oder Yahoo und konnten ihre Marktanteile seither vergrößern. Nach einer weiteren harten Phase für die Finanzmärkte durch die Anschläge von 2003 schien alles etwas besser zu laufen – bis vor Kurzem. Seit dem Jahr 2007 entlarvt sich ausgerechnet die traditionell sichere Anlage in klassisch materielle Werte wie Immobilien als Farce und die Krise überrollt die ersten milliardenschweren Akteure des Netzwerkes. Wie kam es zu dem beispiellosestem Werteverfall aller Zeiten?

Der Grund ist schlicht und einfach der liberale Kapitalismus folgt man den Geschehnissen. Laut wiwo Übersetzt sich das Prinzip erst einmal in folgende Akteure: Die Praktiken der Banken und die Amerikaner mit geringer Bonität, die dank zinsgünstiger und zugleich zinsflexibler Darlehen ihren Lebensstandard weiter und weiter erhöhen. Der Namen für dieses Netzwerk lautet Subprime-Markt und dessen Motto Eigenheim ohne Eigenkapital – Schuldenheim. Der American Dream entpuppt sich als internationales Fass ohne Boden durch geschicktes Networking der Akteure nachdem sich grundlegende Faktoren ändern.

Diese sind geänderte Aktionen von Akteuren in einem Netzwerk – ein Netzwerk ist per Definition eine durchaus unstrukturierte Organisationsform, denn bereits die irgendwie geartete Verbindung von Akteuren zählt. Die Preise für Immobilien steigen nicht weiter, ermöglichen ihren Besitzern keine weiteren Kredite mehr und die Zinsen bleiben nicht länger stabil. Ein Akteur zieht in einem Netzwerk viele mit sich, sobald die Verbindungen eine gewisse Stabilität / Materialität / Entität erreicht haben und etwa als Komponenten in ein System integriert wurden.

Genau das geschieht sieben Jahre nach dem Beginn der nunmehr immateriellen Hypothekenfinanzierung mit hohen Zinsgewinnen. Über die US-Grenzen hinweg werden Akteure in den Untergang oder vielmehr in den Merger gezogen. Entweder setzt dabei eine Verstaatlichung durch drohenden Bankrott oder eine Absicherung durch den Staat und eine Übernahme durch Konkurrenten ein.

Die Köpfe rollen offensichtlich im privaten und im staatlichen Bankenbereich. Das Akteur-Netzwerk entfaltet sich wie durch Reverse-Engineering: Hypothekenfinanzierer (US) – Pfandbriefe (meist indirekt, d.h. als ABS/Asset-Backed Security/materiell abgesichert, die in Fonds mit anderen abgesicherten Krediten/CDO/Collateralized Debt Obligations vertrieben werden) – Tochtergesellschaften oder Fondsgesellschaften von Investmentbanken.

Die große oder lange Klammer im Netzwerk stellt den faulen Akteur des Netzwerkes dar, der die als sicher geltenden Bastionen anderer Finanzmärkte wie ein Trojanisches Pferd dem Untergang weiht. Ein klein wirkender Anteil vermeintlich abgesicherter Darlehen entpuppt sich als unsicher und das Lauffeuer breitet sich aus. Hinter den Sicherheit vortäuschenden Wortungetümen verbergen sich tatsächlich folgende Gefahren durch Networking der Bankenbranche.

Zahlungsausfälle im Subprime-Markt führen zum Wertverlust der Finanzpapiere, die derlei Darlehen beinhalten. Der erste Spezialistenkonzern in diesem Bereich New Century Financial streicht die Segel und HSBC schreibt 880 Mio. Dollar ab. Dreistellige Millionenangaben reichen nicht lange aus, es folgen Akteure wie IKB Deutsche Industriebank, die von der staatlichen KfW-Bank gerettet werden soll, bis gar staatliche Akteure wie die SachsenLB neu vernetzt werden müssen: Baden-Württemberg (LBBW Gruppe) rettet die Sachsen als die Kreditlinien über zweistellige Milliardenbeträge schnellen. Keine Notizen werden in der wiwo-Chronik fortan unter der Millardengrenze gemacht. Die Bank Northern Rock bekommt Hilfe der Bank of England. Die Citigroup und die Investmentbanken Bear Sterns und Morgan Stanley verbuchen massive Gewinnrückgänge und auch in der Schweiz wird der Rotstift angesetzt bei UBS und Credit Suisse. Deutsche Bank und Investmentbank Merrill Lynch sind ebenfalls in der Milliardenliga dabei.
Millionen werden gegen Ende 2007 bei Postbank und Dresdner Bank verlustig.

Immobilienwerte sinken, Immobilien stehen leer, Kredite platzen, weil der Gegenwert sich dematerialisiert, die Assets sind nicht mehr genug, sondern zu viel und der Preis ist im Keller. Kleinvieh macht auch Mist, insbesondere, wenn es in Fonds – der undurchsichtige Networker der Banken –  vernetzt wird. Wäre diese Aktion geplant, käme sie einer Vereinigung der Proletarier / Subprime Markt gegen das Kapital gleich. Stattdessen reguliert der Markt sich noch selbst.

Drahtzieher in der Krise sind mehr als einmal die Kapitalisten, allen voran die Verwalter des Kapitals, die Investoren der Investoren und sie zwingen die Europäische Zentral Bank (EZB) sozusagen zum Gelddrucken, um Akteure zu retten. Beinah einen dreistelligen Milliardenbetrag an Euros druckt die EZB, um die Zinsen für Bankenkredite zu senken. Das Netzwerk, das hier ins Stocken gerät: Banken- Tagesgelder – Zinsen (>4,6%) – Banken. Ende 2007 kündigen mehrere Notenbanken weltweit Milliardenkredite für die Geldmärkte an. So werden fünf Seiten der Chronik gefüllt, die weiter Links zu Details haben.

Das Jahr 2008 bringt weitere Neuvernetzungen sechs Seiten später mit sich: US-Bank Countrywide reiht sich der Bank of America ein, die West-LB pumpt sich Milliarden von NRW und Sparkassenverbänden, Hypo Real Estate (HRE) muss doch abschreiben und BayernLB hat auch die Finger im Subprime-Markt. Weitere Akteure werden Teil der Krise wie die Bond-Versicherer, die Zahlungen von Anleihen garantieren und zu oft zur Kasse gebeten werden. Andere können immer noch nicht auf eigenen Füßen stehen wie die IKB. Northern Rock wird staatlich, weil sie keinen Käufer findet – der Markt ist unerbittlich und zwingt gar den Staat zu unternehmerischen Handeln.

Aktienindizes brechen ein, Leitzinsen werden gesenkt. Mehr Bankenchefs rufen nach staatlicher Hilfe, da der Markt die Krise nicht in den Griff bekommt. 200 Milliarden Dollar Abschreibungen zwingen Bear und Sterns endgültig in die Knie, die US-Notenbank eilt zur Hilfe mit einer Absicherung, die gerade einmal 10% der Abschreibung beträgt – doch das ist für Finanzakteure viel.

Die folgende Übernahme von JP Morgan Chase macht den Werteverfall deutlich. Das Institut wird für sieben Prozent des Unternehmenswertes verscherbelt, externe Moral in Form von Kritik führt zu einer nachträglichen Erhöhung des Preises für den fünftgrößten Akteur der US Investmentszene. Auch in Deutschland fehlt dem Fass inzwischen der Boden dank IKB, die während der Finanzkrise durch die Beteiligung der KfW großteils staatlich wurde, auf dem Aktienmarkt macht sich laut wiwo karikatureske Spielhallenatmosphäre unter Tieren breit:

„Ein ehemals als sicher geltendes Papier wird vollends zum Spielball wettender Spekulationshaie.“

Daraufhin rollen bei staatlichen Institutionen wie BayernLB und KfW erstmals die Köpfe, die CSU greift ihre eigene Spitze an. Huber und Beckstein kämpfen gegen Gerüchte an. Die SPD führt die parteieigene Vorstandssprecherin der KfW auf das Schafott. Die zweite Runde folgt im 12. Kapitel. Bei der KfW werden zwei Vorstände entlassen, wegen einer Überweisung an die bereits insolvente Bank Lehmann Brothers, die einen Schaden von etwa einer halben Milliarde angerichtet hat.

Im Banken Sektor des Netzwerkes / Globale Gesellschaft wird eine Strategie von Citibank zum Vorbild für die Deutsche Bank. Als unverkäuflich geltende Kreditpakete zur Übernahmefinanzierung werden mit hohen Abschlägen an Beteiligungsgesellschaften in den USA verkauft, um wieder Kontrolle über die Abschreibungen zu erhalten. Der weltgrößte Akteur des Investmentnetzwerkes Merill Lynch muss weitere Milliarden im einstelligen Bereich abschreiben und ist endgültig in den Verlustbereich abgerutscht. Kostensenkung führt zu Stellenstreichungen weltweit. Auch die Citibank und UBS setzen den Rotstift bei den Humanressourcen an – über 10000 Stellen werden im Sektor gestrichen.

Die Chronik geht weiter. Manager von Versicherungsgesellschaften starten ihren Rücktritt wie Sullivan bei AIG, dem weltweit größten Versicherer. Etwas später machen AMB Generali und die Allianz machen keine Gewinnprognosen mehr und die Münchner Rück korrigiert Gewinne nach unten.

Banken wie die IKB prüfen, ob sie ihre ehemaligen Vorstandsmitglieder verklagen können. Das Gericht entscheidet, dass die Kleinaktionäre ihre Verluste selbst tragen müssen. Das FBI mischt sich laut wiwo ein und jagt Schuldige mit dem Beruf Hedgefonds-Manager.

Die Royal Bank of Scottland schreibt über 7 Milliarden Euro ab, die Deutsche Bank gerät in die roten Zahlen. Die IKB summiert ihren Verlust auf 1 Milliarden, Fannie Mae kommt auf fast 1,5 Milliarden Euro. Der Gewinn weiterer Banken nähert sich dem Verlust: Hypo Real Estate, Norddeutsche Landesbank.
Zu den verlustreichen Kreditgeschäften auf dem Subprime-Markt gesellen sich eventuell bald Alt-A-Papiere für Schuldner mittlerer Zahlungsfähigkeit.
Die Investoren vereinigen sich und fordern verlorene Milliarden ein.

Die ersten Studien errechnen den Kapitalbedarf der Kreditgeber/Banken. In Europa fehlen 60 bis 90 Milliarden, Fannie Mae und Freddie Mac benötigen 75 Milliarden, wegen neuen Bilanzierungsvorschriften, die einen Neuanfang der Großbanken in der Finanzkrise ankündigen – die Aktienkurse der Banken steigen.

Eine weitere Bankenschließung von IndyMac in den USA lässt den Staat und die Notenbank in die Presche springen. Verschuldete Hausbesitzer sollen entlastet werden und die beiden Hypothekenfinanzierer erhalten ein Hilfspaket, das jedoch nicht ausreicht und wenig später wird Fannie Mae und Freddie Mac staatliche Kontrolle eingeführt.

HSBC und Fortis verlieren weiter, während Deutsche Bank und HVB (Unicredit-Tochter) wieder Gewinne erwirtschaften.

Im Kapitel 12 dringen Akteure in den Finanzsektor ein und reetablieren eine Art Gewissen im Kapitalismus. Die Ermittlungen der US-Behörden führen Citigroup, Merrill Lynch sowie UBS zur Bereitschaft Anleihen für 26,6 Milliarden Euro zurückzukaufen. Auch die Deutsche Bank kauft, bevor gerichtliche Maßnahmen seitens der Anleger eingeleitet werden, Anleihen zurück.

Die IKB wird von Lone Star, einem Finanzinvestor gekauft – interessanterweise werden somit Verknüpfungen zu Gunsten von Akteuren aus dem Ursprungsnetzwerk der Krise möglich, in welchem sich Akteure bereits auf Schwankungen in genau diesem, dem Finanzsektor, spezialisiert haben. Lone Star schreibt sich auf die Startseite, dass sie den zirkulären Auf- und Abbewegungen im Finanzmarkt strategisch gegenfinanzieren:

The volatility of capital flows and the tendency of the banking system to cyclically over-finance and then under-finance the property and other sectors provide investment opportunities for Lone Star around the world. Global real estate and capital markets continue to offer opportunistic investment situations. Periodic disruptions, private/public market price disparities and out-of-favor assets provide financing opportunities for a fast-moving investor such as Lone Star. In this environment, Lone Star has the ability to identify, structure and finance investments efficiently and discreetly to produce optimal results.

Die Anleger geraten in Panik und verkaufen. Die Aktienkurse sinken, obwohl die Notenbanken dreistellige Euro-Milliardenbeträge in Zirkulation bringen.
Versicherer kommen dadurch al nächstes an den staatlichen Tropfer. AIG erhält staatliche Hilfe in Höhe von 85 Milliarden Dollar.
Im Kapitel 13 geht es weiter Berg ab. Washington Mutual findet zunächst keinen Käufer und wird im September geschlossen. Depfa hatte kurz nach Beginn der Krise eine Einlage von Hypo Real Estate (HRE) erhalten und ein Jahr später ihren Investor beinahe ruiniert.

Deutlich wird dabei, dass scheinbar sichere Anlageformen vor, bziehungsweise wegen dem Untergang des Netzwerkes, in dem sie angeboten wurden, nicht länger sicher sind. Nach dem historischen Höhepunkt staatlicher Rettungsaktionen in Amerika kommen der Bund und die Finanzwirtschaft HRE mit einem 50 Milliarden Euro Rettungsring zur Hilfe. Kooperation unter Kapitalisten funktioniert also doch – unter staatlicher Teilnahme oder Aufsicht. Letzterer ist es auch, der private Einlagen mit 568 Milliarden Euro absichert.

Rettungspläne durch Vernetzung von Staaten und Banken

Auf Grund der Vernetztheit des Finanzsektors hatte sich die US-Regierung zuvor für ein gemeinschaftliches Rettungspaket von 700 Milliarden Dollar entschieden. Die über etliche Fehlschläge erzielte Einstimmigkeit wurde über die amerikanischen Radiosender als entschiedener Vorteil gegenüber den dezentralen Lösungsanätzen in Europa gefeiert.

Doch Brüssel arbeitet schon an einem Paket von Regulierungen. Networking durch Investments ist also eine heikle Aktion und doch basiert scheinbar das ganze Netzwerk darauf, da es sich in Kapitel 14 weiter vernetzt:

„Die Rettungsaktionen für die Banken werden das Verhältnis der Unternehmen zum Staat nachhaltig verändern.“

Wie weit das Networking geht, zeigen weitere Nachrichten. In der Automobilindustrie brechen die Absätze ein, die Produktion wird gedrosselt und der Stellenabbau droht in der Branche – die Regierung hält sich diesmal finanziell zurück.

Der Staat kann nicht alle Märkte retten oder doch? Island steht vor dem Staatsbankrott, weil es im Oktober die letzte Großbank verstaatlichen musste – zum Schutze der Bürger/Anleger/Steuerzahler. Ausländische Anleger kommen nicht mehr an ihre Einlagen. Ungarn steht (erst in Kapitel 16) vor dem Staatsbankrott, 50000 Ungarn könnten ohne Job dastehen. Ein Netzwerk eilt mit 20 Milliarden Euro zur Hilfe: Europäische Union – Internationale Währungsfonds – Weltbank. Die USA prüfen (schon in Kapitel 14) die Teilverstaatlichung von Banken. Ein britisches Modell findet Gefallen, die Politik erstarkt und die – scheinbar in den Abgrund – führenden Industriestaaten (G7) einigen sich auf einen gemeinsamen Aktionsplan.

Da hilft nur noch eine Gipfelserie, um das internationale Networking des Kapitalismus nicht mehr den Banken zu überlassen, sondern politisch zu untermauern. Die Ankündigungen von staatlichen Hilfsmaßnahmen kurbeln den Aktienmarkt an, der kapitalistische Proletarier fasst neuen Mut. UBS wird von der Schweitzer Regierung unterstützt. Eine europäische Rating-Agentur ist ein Baustein der Mauer, die im Kapitel 15 errichtet wird:

In einem Strategiepapier des Ministeriums, das der WirtschaftsWoche vorliegt, heißt es, „die führenden Rating-Agenturen“ hätten durch „fehlerhafte Ratings wesentlich“ zu der aktuellen Finanzmarktkrise beigetragen.

Doch auch die staatlichen Finanzen wurden international verlagert. 44,5 Millionen Euro der Rentenversicherung liegen bei der bankrotten US-Bank Lehman Brothers. Nach dem Beginn der Errichtung einer Mauer zur Stabilisierung des Finanzsektors hilft im Kapitel 16 nur noch Marx. In der Wirtschaftswoche empfiehlt ein Redakteur die Diktatur des Proletariats. Demnach sollten Boni für Manager künftig an die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern statt an Bilanzkennziffern und Aktienkurse geknüpft werden: Harte Fakten werden neu definiert.

Der Klassenkampf zwischen den Netzwerken geht weiter. Wer darf sich nun Proletarier nennen und wer bekommt Stütze? Ein erster Sieg der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gegen Lehman Brothers Bankhaus AG entschädigt in erster Linie Institutionen, das Proletariat kann noch nicht aufatmen, es hängt noch immer mitten im Netzwerk der Institutionen.

Das Netzwerk der staatlichen Rettung gestaltet sich folgendermaßen: Finanzmarktstabilisierungs-Fonds – Liquiditätsgarantie – Banken (z.B. HRE, Commerzbank)

„Was jetzt passiert, hat nichts mit Liberalismus zu tun, sondern wird als ekelhaftes und verabscheuungswürdiges Beispiel neoliberaler Finanzjongleure mit ihren grauenhaften millionenschweren Salären und Boni auf dem Misthaufen der Geschichte enden.“

Schreibt ein Leser des schweizer Tagblatts zur Situation und versucht den Liberalismus gegen die Linke und den staatlichen Interventionismus zu verteidigen.

Doch das Erstarken des Staates – das teilweise ruinös ist – und die folgenden Regulierungen haben sich die Liberalen wohl selbst zu verdanken. Das zeigt die wiwo-Chronik. Die Verlockungen im Ursprungsland gehen derweil weiter. Die Werbung sucht immer noch den Subprime-Markt ab. Neue Hardware ohne Bonitätsprüfung auf Pump kaufen oder den Schmuck für Bares vermöbeln sind die Alternativen zur Eigenheimfinanzierung.

So gefährlich sich die Konsolidierung oder das Networking im Bankenbereich für den einen gezeigt hat (HVB), so lukrativ könnte es zu einem späteren Zeitpunkt für den anderen (etwa JP Morgan Chase) sein.

Eine moralische Selbstzensur im Finanzsektor könnte helfen, wenn die Weltbilder beginnen auseinanderzuklaffen und wenn der Markt aus Sicht vieler Akteure unüberschaubar kompliziert wird, so dass etwa auf einmal alle Proletarier sind, weil das Kapital wertlos ist, nachdem die Menschen kein Vertrauen mehr in dessen Traumfabriken haben. Im Medienbereich gibt es diese – Traumfabriken und Zensurinstitutionen – seit langem, sie produzieren etwa Filme und dann Altersbegrenzungen. Eine europäische Rankingagentur zielt in diese Richtung und könnte eine Orientierungshilfe beim Auffinden von Best-Practice werden. Ein anderer Ansatz wäre eine Art unabhängiger Wiki-Watchdog für den Finanzmarkt wie die Webseite Financial Markets der OECD.

Das Wissen über die Finanzmärkte zu verbessern ist ein Baustein dieses Netzwerkes, das von Akteuren wie dem Geldmuseum in Deutschland umgesetzt wird, das auch Filme zu diesem Thema bereitstellt. Kritische Theorien zur Erklärung der Krise werden etwa von Indymedia verbreitet.

Die Boni unter den momentanen  Umständen neu zu begründen oder gar zurückzufordern, um den Staat zu entlasten, wäre vielleicht eine demokratische Alternative zur Umverteilung. Doch würden damit nicht die Steuereinnahmen un dsomit der Handlungsspielraum des Staates geringer…

5 Kommentare

  1. […] Networking der Finanzmärkte oder Networking durch die Finanzmarktkrise 2007-2008 […]

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  3. Wird die Lehre in den USA bald mit weniger Geld auskommen müssen? Erziehungseinrichtungen der USA bekommen erste Probleme durch ihre Finanzierung über die Finanzmärkte. Die International Herald Tribune berichtet, dass ihre Stiftungen mit den Finanzmärkten schrumpfen. Es wird über den Verkauf von Private-Equity-Anteilen nachgedacht. (http://www.iht.com/articles/2008/11/25/business/endow.php)

  4. […] Sabbath oder den sonstigen schwarzen Tagen als Unglückstage zu tun – obwohl dies im Angesicht der Finanzkise und der gegebenenfalls steigednen Verschuldung der Bürger Amerikas eventuell neu interpretiert […]

  5. […] Networking über Finanzen ist der Zusatz von Quinn bemerkenswert, dass Softbank Venture Kapital für Ohms Japangeschäft […]


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